Bewegungsappart


Knochen, Gelenke, Muskeln, Bänder und Sehnen bilden den Bewegungsapparat. Dieser erlaubt nicht nur eine Fortbewegung des Organismus von einem Ort zum anderen, sondern auch eine Aufrechterhaltung der Körperstruktur gegen die Umgebungskräfte wie Erdanziehung, Fliehkräfte, Luftdruck, mechanische Einflüsse wie Stoß, Druck, Zug etc.

 

  • Das Skelett mit seinen 206 bis 212 Knochen, der Knorpel und die Gelenke gehören zum passiven Bewegungsapparat
  • Die quergestreifte Muskulatur, alle Sehnen und Bänder gehören zum aktiven Bewegungsapparat

 

 

Passiver Bewegungsapparat

Jeder Knochen wird von einer Knochenhaut umgeben, die in die Bänder und Sehnen übergehen. Unterschieden werden

  • Röhrenknochen (Beispiel: Oberschenkel, Oberarm)
  • Platte Knochen (Beispiel: Rippen, Schädelknochen, Beckenknochen)
  • Unregelmäßige Knochen (Beispiel: Fuß- und Handknöchel)
  • Sesambeine (Beispiel: Kniescheiben)

 

Knochen sind über Gelenke miteinander verbunden: (Ausnahme: freie Knochen)

  • Unechte Gelenke sind miteinander durch Bänder, Knorpel oder Knochen verhaftet und relativ unbeweglich oder nur gelegentlich beweglich
    • Beispiel: Schambeinfuge, Schädelknochen
  • Echte Gelenke besitzen einen Gelenkspalt und damit eine tatsächliche räumliche Trennung zwischen den beiden Knochen. Seine Kennzeichen sind:
    • Gelenkflächen mit Knorpel
    • Gelenkhöhle mit Gelenkflüssigkeit
    • Ggf. Menisken, Zwischenscheiben
    • Beispiele: Knie, Wirbelsäule, Kiefergelenk

 

Echte Gelenke werden wiederum nach ihrem Bewegungsradius gegliedert:

  • Kugelgelenk (Beispiel: Hüftgelenk) mit drei Bewegungsebenen
  • Eigelenk (Beispiel: Handgelenk) mit zwei Bewegungsebenen
  • Scharniergelenk (Beispiel: Ellenbogengelenk) mit einer Bewegungsebene
  • Sattelgelenk (Beispiel: Daumengelenk) mit zwei Bewegungsebenen
  • Zapfengelenk (Beispiel: Drehgelenk des Kopfes auf dem 2. Halswirbel) mit einer Bewegungsebene
  • Plane Gelenke (Beispiel: Kleine Wirbelgelenke) mit nur einer geringfügigen Verschieblichkeit
  • Straffe Gelenke (Beispiel: Kreuzbein-Darmbein-Gelenk) mit geringer Beweglichkeit

 

 

 

Die Wirbelsäule = Columna vertebralis:

Die Doppel-S-förmige Krümmung der Wirbelsäule erlaubt eine Abfederung des empfindlichen Kopfes beim Gehen und Springen. Die Vorwölbung nennt man Lordose (Nacken- und Lendenbereich), die Hintenwölbung Kyphose (Brustbereich). Die krankhafte seitliche Beugung der Wirbelsäule ist eine Skoliose.

 

 

 

 

Die Wirbelsäule gliedert sich in folgende Abschnitte:

·         Vertebra cervicales mit C1 bis C7: 7 Halswirbel mit Atlas, Axis und Prominens (1., 2. und 7. Halswirbel)

·         Vertebra thoracicae mit Th1 bis Th12: 12 Brustwirbel

·         Vertebra lumbales mit L1 bis L5: 5 Lendenwirbel

·         Os sacrale = Kreuzbein

·         Os coccygis = Steißbein

 

Zwischen den Wirbeln sorgen Zwischenwirbelscheiben („Bandscheiben“) für eine gewisse Beweglichkeit. Wie oben zu sehen war, handelt es sich dabei um echte Gelenke.

 

Die Wirbelsäule wird insbesondere durch die zahlreichen kleinen Rückenstreckermuskeln (Rückenstrecker) aufrechterhalten, welche fischgrätenartig von Wirbel zu Wirbel gespannt sind. Durch ihre spezielle Anordnung sind sie in der Lage, die Wirbelsäule zu beugen und zu strecken.

 

Der 2. Halswirbel (Axis) besitzt einen Zahn (Dens axis), welcher durch den 1. Halswirbel (Atlas) nach oben ragt.

 

Auf diesem zahnförmigen Fortsatz ruht der Schädel mit entsprechenden Gelenkflächen. Zwischen diesen Gelenkflächen ist das Hinterhauptsloch, durch welches der Wirbelkanal und damit das Rückenmark in den Schädel eintreten. 

 

Brustkorb

12 Rippen bilden den Brustkorb:

·         7 echte Rippen I bis VII

·         5 falsche Rippen = VIII bis XII

Die unteren beiden Rippen, werden auch „Freie Rippen“ genannt, da sie keine Verbindung mehr zum Brustbein haben.

 

 

Hinten sind sie mit der Wirbelsäule über die Wirbelgelenke (Spondylen) gelenkig verbunden. Vorne sind sie, mit Ausnahme der freien Rippen, knorpelhaft mit dem Brustbein (Sternum) verbunden.

 

 

 

Aktiver Bewegungsapparat

Alle Muskeln des Bewegungsapparates sind quergestreifte Muskeln, das heißt, sie besitzen einen regelmäßigen Aufbau, sind rasch und willkürlich aktivierbar und ermüdbar (s. u.). Muskeln haben sehr unterschiedliche Formen: von bauchig bis flach.

 

 

Besonders zugfeste kollagene Fasern umziehen die Muskeln als Faszien, die von dort aus als Bündel in Sehnen übergehen. Sehnen verbinden stets einen Muskel mit einem Knochen, im Gegensatz zu Bändern, die stets Knochen mit Knochen elastisch verbinden.

 

Muskeln sind meist paarig angeordnet, dass heißt, dass jeder Bewegungsrichtung ein oder mehrere Gegenspieler (Antagonisten) zugeordnet sind: ein Beugemuskel wird an anderer Stelle durch einen Strecker in seine Ausgangsposition zurück gebracht und umgekehrt.

 

 

 

Folgende Muskeltypen werden grundsätzlich unterschieden:

  • Skelettmuskulatur des Bewegungsapparates: willkürliche Muskulatur.
    • Es braucht Nervenimpulse vom ZNS, damit es zur Muskelkontraktion kommt.  
    • Die Muskeln arbeiten rasch, sind an keinen Rhythmus gebunden, dafür aber ermüdbar.
    • Unter dem Mikroskop lässt sich eine Querstreifung erkennen = quergestreifte Muskulatur.

 

  • Organmuskulatur: unwillkürliche Muskulatur.
    • Die Fasern kontrahieren langsam und rhythmisch.
    • Die Muskeln arbeiten autonom, sind nicht ermüdbar und werden vom vegetativen Nervensystem stimuliert oder gehemmt.
    • Unter dem Mikroskop lässt sich keine Querstreifung erkennen = glatte Muskulatur.

 

  • Herzmuskulatur: Diese Muskelfasern arbeiten rhythmisch, relativ rasch und sind nicht ermüdbar.
    • Sie ist ein Mittelding zwischen glatter Organmuskulatur und quergestreifter Skelettmuskulatur.
    • Kann nur bedingt durch das vegetative Nervensystem beeinflusst werden.

 

 

Muskeln und Muskelgruppen

Es wird zwischen den oberflächlichen und den tief liegenden Muskeln unterschieden.

 

Die tiefe Muskulatur verleiht den Körperbewegungen Eleganz und Ausdauer. Sie wird eher bei Tänzern, im Yoga, bei Thai Chi etc. trainiert.

 

Die oberflächliche Muskulatur ist für rasche, kräftige Bewegungen gut geeignet. Sie wird eher im Leistungssport und bei schweren Arbeiten trainiert. Die äußere Form des Körpers (muskulös oder schmächtig) wird durch diese Muskelgruppen ausgebildet.

 

Bodybilder trainieren bevorzugt die Oberflächenmuskulatur wegen ihrer optischen Eigenschaften.

 

 

 

 

Musculus trapezius = Trapezmuskel, Kapuzenmuskel

Dieser Muskel beginnt hinten am Schädel und zieht zum Schulterblatt, zum Schultergelenk und zum äußeren Teil des Schlüsselbeins = Clavicula. Außerdem ist er an den Dornfortsätzen einiger Halswirbel und denen der Brustwirbel angewachsen. Er hält das Schulterblatt, welches von zahlreichen Muskeln gehalten wird, kippt es, um das Heben der Arme zu ermöglichen, und unterstützt zusätzlich den Kopfwender beim Drehen des Schädels. Außerdem kippt er den Kopf nach hinten.

 

 

Musculus latissimus dorsi = Rückenmuskel

Der Latissimus ist der größte Muskel des Menschen. Er beginnt auf der ganzen Länge der Wirbelsäule unterhalb des Schulterblattes, und reicht bis zum oberen Rand der Darmbeinschaufel. Dabei wird er zum Teil vom Trapezius überdeckt.

Der Latissimus dreht den Arm auf den Rücken, die Handfläche nach außen (Hand in die Gesäßtasche der Hose stecken) und er fördert die forcierte Ausatmung beim Lachen, Husten und Niesen. Er zieht den erhobenen Arm wieder zurück zum Körper und ist damit der Gegenspieler von M. deltoideus (Deltamuskel) und Trapezmuskel.

 

 

Musculus gluteus = Gesäßmuskel

Die Gesäßmuskeln sind ein Paket von drei Muskeln, die übereinander liegen. Der äußerste ist zugleich der kräftigste und größte: Musculus gluteus maximus. Er bildet den gesamten hinteren Bereich des Gesäßes und sorgt für das Gleichgewicht sowie des Form des Gesäßes. Der M. gluteus maximus beginnt am oberen Beckenrand und endet am Oberschenkelknochen in der Nähe des Hüftgelenkes. Seine Hauptarbeit leistet er, wenn man vom Sitzen aufsteht.


Der Musculus gluteus medius beginnt am vorderen Teil des Hüftknochens und endet am großen Vorsprung des Oberschenkelknochens (Trochanter major), den man am Hüftgelenk deutlich spüren kann. Der Medius dreht das Bein ein wenig nach innen und außen.


Der Musculus gluteus minimus ist der kleinste dieser drei Muskeln und hat die gleiche Aufgabe wie der Medius: er dreht das Bein. Er setzt ebenfalls am Beckenkamm an und zieht zum Oberschenkelknochen. Der Medius überdeckt ihn dabei komplett.

  
 

Musculi erector spinae = Rückenstrecker

Der Erector spinae ist nicht ein einzelner Muskel, sondern er besteht aus einer ganzen Gruppe kleinerer Muskeln, die alle zusammen eine gemeinsame Funktion haben: den Menschen aufzurichten, aufrecht zu halten und dabei trotzdem beweglich zu bleiben.

 
Jeder Wirbel, jede Rippe, die Hüfte (genauer gesagt: das Steißbein) und der Schädel werden durch einzelne Teile des Rückenstreckers miteinander verbunden. An den Wirbeln dienen die Dornfortsätze und die seitlichen Flügel als Ansätze, an den Rippen gibt es verschiedene Ansätze bis etwa zur Hälfte der Rückseite. Am Steißbein wachsen so viele einzelne Muskeln des Rückenstreckers zusammen, dass sie eine regelrechte Platte bilden. Am Kopf wachsen die Muskeln besonders an den hinteren, äußeren Vorsprüngen und Erhebungen an; dadurch können sie den Kopf nach links und rechts drehen.

Wichtige Einzelmuskeln des erector spinae sind: m. longissimus, m. iliocostalis, m. splenius capitis, m. splenius cervicis, m. spinalis, mm. interspinalis, etc.

 

Musculus iliopsoas = Darmbein-Lendenmuskel

Der Iliopsoas besteht aus zwei Muskeln: dem M. iliacus und dem M. psoas major.

 

Sie liegen tief im unteren Rumpf und Becken und reichen bis zu den Oberschenkeln.

 

Ihre Aufgaben sind das Beugen der Beine sowie deren Außenrotation, sowie das Aufrichten des Beckens in Rückenlage bei gestreckten Beinen.

 

Ein gut trainierter Iliopsoas ermöglicht elegantes Gehen und Laufen.