Erste Hilfe und Schockbekämpfung
Erste Hilfe leisten
Die meisten Notfälle passieren im häuslichen und / oder familiären Umfeld. In der Regel hilft man intuitiv und richtig, zum Beispiel ein Glas Wasser reichen, Pflaster aufkleben, die Person ansprechen, lagern, Hilfe holen.
Erste Hilfe zu leisten bedeutet auch, professionelle Helfer zu unterstützen. Dazu gehören
· Hilfe herbei rufen
o Rettung: Euro-Notruf: 112
Krankenwagen oder Arzt
Feuerwehr, Polizei, ...
· Erste Hilfe-Maßnahmen durchführen
o Stabile Seitenlage
o Wiederbelebung
o Schocklagerung
o Notverband
· Den Weg weisen
o Den Ort benennen (Adressen, Straßenabschnitt, Park, ...)
o Jemanden positionieren, damit Helfer schneller finden können
o Türen öffnen, Hindernisse beiseite räumen
Auf Grund der Tatsache, dass Laien schneller vor Ort sind als geschultes Fachpersonal, wird seit vielen Jahren versucht, so viele Menschen wie möglich mit der Durchführung von Rettungsmaßnahmen vertraut zu machen.
· Führerscheininhaber sind verpflichtet, mindestens einmal im Leben einen Erste Hilfe-Kurs zu absolvieren.
· Berufskraftfahrer machen einen erweiterten Kurs, da sie mehr im Verkehr unterwegs sind.
· Firmen schicken ausgewählte Mitarbeiter in Erste Hilfe-Kurse, wo sie als Ersthelfer ausgebildet werden. Jeder Mitarbeiter kann sich bewerben, Ersthelfer zu werden.
· Jeder kann als Privatperson Erste Hilfe Kurse besuchen.
Die Soforthilfe wird in der Regel mit einfachsten, vor Ort verfügbaren Mitteln durchgeführt. Gleiches gilt bei Hilfe durch Profis: man nimmt, was man hat.
Nicht nur aus rechtlichen, sondern vor allem aus ethischen Gründen ist jeder Mensch, der einen Notfall sieht oder davon Kenntnis bekommt, zur Durchführung von Rettungsmaßnahmen verpflichtet, sofern er sich dazu in der Lage fühlt.
Niemals kann man wegen Fehler bei der Hilfeleistung belangt werden, wegen unterlassener Hilfeleistung dagegen schon.
Was ist passiert?
Eine Person wird aufgefunden. Man unterscheidet, ob sie
· ansprechbar ist oder
· nicht ansprechbar und bewusstlos ist oder
· bewusstlos ist und ein Atemstillstand vorliegt.
o Atemstillstand = Kreislaufstillstand. Dieser ist innerhalb von Minuten lebensbedrohlich. Es muss sofort gehandelt werden.
Feststellen des Notfalls
· Verletzten ansprechen:
Die Person ist ansprechbar |
Die Person ist nicht ansprechbar und atmet |
Die Person ist nicht ansprechbar und sie atmet nicht |
Situationsgerecht handeln |
Stabile Seitenlage |
Wiederbelebung |
· Notruf: Hilfe herbeirufen: 112 (= Euro-Notruf)
· Unfallstelle sichern. Immer für die eigene Sicherheit sorgen
· Verletzten bergen oder vor weiteren Schäden bewahren
· Verletzungen feststellen.
· Akuten Blutverlust stoppen
· Verletzten beruhigen, begleiten, einfach da sein
· Andere Ersthelfer unterstützen oder entlasten
Wiederbelebung:
- 30 x Herzdruckmassage auf der Brustbeinmitte, anschließend 2 x beatmen
- Sollte die Beatmung Schwierigkeiten bereiten, lässt man sie weg und macht nur Herzdruckmassagen
· Defibrillator benutzen, sofern vorhanden
Wiederbelebung:
Wenn Atem- bzw. Kreislaufstillstand eintritt, muss man rasch reagieren. Es darf keine Zeit mit der Suche nach Ursachen verbracht werden, da nur wenige Minuten für eine erfolgreiche Wiederbelebung zur Verfügung stehen.
- Rettung anrufen, Hilfe holen
- Schweiz: 112, sowie 144 (Rettung) und 117 (Polizei)
- Deutschland: 112 (Rettung und Feuerwehr), 110 (Polizei)
- Die europaweit gültige 112 ruft inzwischen in den meisten Ländern der Welt die Rettung herbei
- Der Euro-Notruf 112 funktioniert bei (fast) jedem Handy auch ohne Entsperrung, ohne PIN-Nummer und ohne Guthaben
Kreislaufstillstand bei Erwachsenen und Jugendlichen:
Ist ein Defibrillator = AED in der Nähe: holen und einschalten. Den Anweisungen des Geräts folgen. (AED = Automatisierter externer Defibrillator)
Stationäre Geräte lösen in der Regel einen automatischen Notruf aus, wenn sie aus der Halterung entnommen werden.
In der Schweiz sind Polizeifahrzeuge mit AED-Geräten ausgestattet.
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Herzdruckmassage durchführen:
Brustkorb frei machen
Auf Höhe des Brustbeins kraftvolle Herzdruckmassagen durchführen
Brustkorb wird rund 5 cm eingedrückt
Keine Rücksicht auf Rippenbrüche oder sonstige Verletzungen nehmen
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Falls möglich, Atemspende:
Das Verhältnis beträgt 30 : 2
Das bedeutet, nach 30 Herzdruckmassagen folgen 2 Atemspenden
Die Nase wird dabei verschlossen
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· Diese Maßnahmen werden fortgeführt, bis Retter eingetroffen sind und die weitere Versorgung übernehmen
· Nach Möglichkeit sich zur Verfügung halten, falls Nachfragen kommen
· Manchmal wird man gebeten, mit ins Krankenhaus zu kommen, weil dort weitere Angaben benötigt werden könnten oder der Helfer selbst Hilfe benötigt
Kreislaufstillstand beim Säugling:
Herzdruckmassage
Der Brustkorb wird ca. 4 cm vorsichtig mit zwei Fingern eingedrückt
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Atemspende
Auch hier im Verhältnis 30 : 2
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Bei Bewusstlosigkeit ohne Atemstillstand:
in die stabile Seitenlage
Lege den entfernt liegenden Arm über den Brustkorb und halte den Handrücken gegen die Dir zugewandte Wange.
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Greife mit Deiner anderen Hand das entfernter liegende Bein knapp über dem Knie und ziehe es hoch, wobei der Fuß auf dem Boden bleibt. |
Richte das oben aufgestellte Bein so aus, dass Hüfte und Knie jeweils rechtwinklig sind und wende den Kopf des Bewusstlosen nach hinten, um sicher zu stellen, dass die Atemwege frei bleiben.
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Dabei sollte der Nacken überstreckt und der Mund geöffnet sein. Überprüfe weiterhin regelmäßig die Atmung.
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Schock und Reanimation
Jeder Schock ist ein Notfall! Schon beim Verdacht auf Schock so handeln, als ob es sich um einen Schock handelt.
Keine Zeit verlieren! Dennoch: Ruhig und besonnen handeln!
Kreislaufschock
Entstehungsgeschichte:
Durch einen akuten Auslöser entsteht ein plötzliches Missverhältnis zwischen dem vom Herzen gepumptem Blut und peripher erforderlicher Durchblutung. Die Folge ist eine Verminderung der Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und entsprechendem, zunächst reversiblen hypoxischen Zellstoffwechsel. Anfangs wird dieser Zustand durch Kreislaufzentralisation kompensiert, später jedoch folgt als Gegenregulation die (fatale!) Dezentralisation.
Ursachen und Symptome:
1 |
Hypovolämischer Schock durch Blut- oder sonstigen Flüssigkeitsverlust
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absoluter Volumenmangel |
Blutverluste, Verbrennungen, anhaltende heftige Durchfälle, Aszites |
Kalter Schweiß, blaue Lippen, schwacher, fadenförmiger Puls, Herz schlägt regelmäßig
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2 |
Kardiogener Schock durch primäres Versagen der Herzfunktion
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relativer Volumenmangel |
Angina pectoris, Herzinfarkt, Arrhythmien, Kammerflimmern, Lungenembolie |
Kalter Schweiß, blaue Lippen, schwacher, fadenförmiger Puls, Herz schlägt im Galopp und macht Geräusche
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3 |
Septisch-toxischer Schock
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relativer Volumenmangel |
Arzneimittelvergiftung, Schwermetallvergiftung, Urämie, Blutvergiftung |
Warme Haut, normale Lippen, gespannter Puls, Herz unauffällig
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4 |
Neurogener Schock
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relativer Volumenmangel |
Schädel-Hirn-Trauma, Hirnödem, Aneurysma |
Wie 3 |
5 |
Anaphylaktischer Schock
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relativer Volumenmangel |
Allergische Reaktion vom Soforttyp |
Wie 3 |
6 |
Psychischer Schock
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relativer Volumenmangel |
Unfall, Verlust, schlechte Nachricht |
Kalter Schweiß, blasses Aussehen, Herzrasen, ggf. Ohnmacht |
Schockindex:
Um die Gefährlichkeit eines Schocks einzuschätzen, wird der Schockindex ermittelt:
Teile den Puls durch den systolischen Blutdruck. Liegt das Ergebnis über 1, dann besteht Schockgefahr! |
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140 Herzschläge bei einem RR 100/60 |
140 : 100 = 1,4 |
Therapie:
Immer Volumensubstitution! Entweder durch hochgelegte Beine oder über einen Venenzugang. Ausnahme: Kardiogener Schock!
Unterscheide stets:
- Kardiogener Schock = Beine tief lagern, um das Herz zu entlasten
- Alle übrigen Schocks = Beine hoch lagern, um Blut in den Kreislauf zu transportieren
Komplikationen:
Jeder Schock bedeutet höchste Lebensgefahr und muss zügig und gezielt behandelt werden!
Differentialdiagnose:
In der Regel ist die auslösende Ursache erkennbar. Falls das nicht der Fall ist, sollte schon beim geringsten Verdacht prophylaktisch behandelt werden, bis genauere Erkenntnisse vorliegen.