Leber, Gallenblase und Pankreas

Leber = Hepar

Mit 1,5 kg ist die Leber die schwerste und größte Drüse des Körpers. Sie weist eine Kerntemperatur von 39°C auf, was deutlich über der durchschnittlichen Körpertemperatur liegt.[1]

 

Die Leber übernimmt viele lebenswichtige Aufgaben. Sie reguliert den Stoffwechsel von Zucker, Fett und Eiweiß und sorgt dafür, dass Nährstoffe aus dem Blut aufgenommen, umgewandelt, gespeichert und wieder abgegeben werden. Als zentrales Entgiftungsorgan entfernt sie schädliche Substanzen wie Alkohol, Medikamente und Stoffwechselprodukte aus dem Blut.

 

Die Leber produziert 0,5 bis 1 Liter Gallensaft pro Tag, der die Nahrungsfette emulgiert und ihre Resorption über die wässrige Darmschleimhaut ermöglicht. Außerdem bildet sie wichtige Bluteiweiße wie Albumin, Gerinnungsfaktoren und den Entzündungsmarker CRP[2].

 

Aufgaben der Leber

Regulation, Produktion und Speicherung

  • Regulation des Kohlenhydratstoffwechsels
  • Regulation des Fettstoffwechsels
  • Regulation des Eiweißstoffwechsels
  • Produktion von Gallensaft zur Fettverdauung
  • Produktion von Cholesterin
  • Produktion von Bluteiweißen
  • Produktion von Gerinnungsfaktoren
  • Speicherung der Vitamine B12[3], A, D, E und K
  • Speicherort für Eisen
  • Speicherort für Blut[4]
  • Speicherort von Glykogen[5]

 

Reinigungsfunktionen

  • Inaktivierung von Medikamenten
  • Entgiftung von Alkohol und anderen Toxinen
  • Umwandlung von Ammoniak zu Harnstoff
  • Abbau und Ausscheidung von Bilirubin[6]
  • Abbau von Hormonen und alten Blutzellen

 

 

Weg des Blutes durch die Leber

Pro Tag fließen 2.000 Liter Blut durch die Leber, das sind 1,5 Liter pro Minute. Dieses Blut gelangt sowohl über die Leberarterie (Arteria hepatica) als auch über die Pfortader (Vena portae) durch die Leberpforte (Porta hepatis) in die Leber und verlässt sie über die Lebervene
(Vena hepatica) wieder.

 

An der Leberpforte treten weiterhin die Gallengänge (Ductus hepaticus communis) aus der Leber aus.

 

Feinbau der Leber

Im Lebergewebe befinden sich 1–2 mm kleine Leberläppchen (Lobulus hepatis) gleichmäßig über das ganze Organ verteilt.

 

Sie sind funktionelle Grundeinheiten der Leber, deren Aufgaben stets die gleichen sind. Jedes Leberläppchen ist in der Lage, alle zentralen Funktionen der Leber eigenständig zu erfüllen.

 

 

Die Art der Verteilung und der identische Aufbau der Läppchen gewährleisten eine flächendeckende Arbeitsweise der gesamten Leber. So kann die Leber, auch bei teilweisem Funktionsverlust, ihre Aufgaben weiterhin erfüllen.

 

Gallenblase = Vesica biliaris = Vesica fellea

500 bis 1.000 ml von der Leber produzierter Gallensaft wird in der Gallenblase zwischengespeichert und dort auf 50 ml eingedickt. Der Gallensaft spielt eine zentrale Rolle bei der Fettverdauung, indem er Nahrungsfette im Dünndarm emulgiert und so deren Aufnahme ermöglicht. Darüber hinaus unterstützt er die Ausscheidung von Abbauprodukten und Schadstoffen aus der Leber in den Darm.

Über den Gallenblasengang (Ductus cysticus) ist die Gallenblase mit dem Hauptgallengang (Ductus choledochus) verbunden, der die Galle in Richtung Dünndarm leitet. Kurz vor dem Eintritt in den Dünndarm vereinigt sich der Ductus choledochus mit dem Pankreasgang (Ductus pancreaticus), dem Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse.

Gallensaft und Bauchspeichel gelangen gemeinsam durch den Sphinkter Oddi (Vatersche Papille) in das Duodenum, den ersten Abschnitt des Dünndarms. Dort entfalten sie ihre Wirkung zur Verdauung von Nahrungsfetten und weiteren Nährstoffen.

 

Bauchspeicheldrüse = Pankreas

Das Pankreas ist die wichtigste Verdauungsdrüse. Täglich produziert sie 1 bis 2 Liter Pankreassaft, welcher zahlreiche Verdauungsenzyme enthält. Die eiweißspaltenden Enzyme werden in inaktiver Form in der Bauchspeicheldrüse gebildet und erst im Zwölffingerdarm aktiviert, um eine Selbstverdauung des Organs zu verhindern.

 

Zusätzlich zu den Enzymen produziert das Pankreas Bikarbonat, welches den sauren Magensaft puffert und den Nahrungsbrei im Dünndarm leicht alkalisiert.

 

Zusammensetzung und Menge des Pankreassafts werden an die aufgenommene Nahrung angepasst.

 

Mit der Produktion von Verdauungsenzymen und Hormonen übernimmt das Pankreas sowohl exokrine als auch endokrine Aufgaben und wird als Doppelorgan bezeichnet.

 

Abschnitte der Bauchspeicheldrüse

  • Pankreaskopf (Caput pancreatis)
  • Pankreaskörper (Corpus pancreatis)
  • Pankreasschwanz (Cauda pancreatis)

 

Inselapparat

Das Pankreas erfüllt zudem eine wichtige hormonelle Funktion: Im Inselapparat, den Langerhans-Inseln, werden die Hormone Insulin und Glucagon produziert, die den Blutzuckerspiegel regulieren. Während Insulin den Blutzuckerspiegel senkt, hebt Glucagon ihn an. Das Somatostatin des Pankreas reguliert die Feinabstimmung beider Hormone.

 

Kohlenhydratspaltung, Eiweißspaltung, Fettspaltung (vereinfacht)

Was

Wo

Wie

Kohlen-
hydrat

Mund:

 

Pankreassäfte im Darm:

 

Faserstoffe:

a-Amylase

 

a-Amylase

 

 

Mikrobiom des Kolons

 

 

Eiweiß

Magen:

 

 

 

Pankreassäfte im Darm:

Salzsäure
aktiviert Pepsinogen zu Pepsin

 

Peptidasen

Fett

Mund:

 

Magen:

 

 

 

 

 

Lebergalle im Darm:

 

 

Pankreassäfte:

 

Unterzungenlipase

 

Magenlipase

 

Salzsäure zerlegt Fette in kleinere Bestandteile

 

Mizellen: Fette werden wasserlöslich

 

Pankreas-
lipase

 

 

 

[1] Diese hohe Temperatur resultiert aus dem Leber-Metabolismus als Folge ihrer biochemischen Prozesse, welche 12 % des Gesamtkörper-Sauerstoffs verbrauchen. Die Leber unterstützt die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur von 37 °C.

[2] CRP = C-reaktives Protein wird bei Entzündungsreaktionen von der Leber produziert. Es wird als Laborparameter bestimmt; ein CRP-Wert im Blut über 5mg/l gibt einen Hinweis auf akute Entzündungsprozesse im Körper.

[3] Vitamin B12 (Cobalamin) wird in großen Mengen in der Leber gespeichert. 50–90 % des gesamten Vitamin-B12-Vorrats befinden sich in der Leber, was für mehrere Jahre ausreicht.

[4] Die Leber kann bis zu 1 Liter Blut einspeichern.

[5] Die Leber speichert bis zu 150 Gramm Glykogen, das sind 10 % ihres Eigengewichts.

[6] Bilirubin = Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs aus den Erythrozyten