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von Barbara Simonsohn, Hamburg

 

Azidose – sauer ist nicht lustig!

 

 

Nicht nur der Regen und mit ihm der Waldboden wird saurer – im Waldboden können trotz Kalkung kaum noch Regenwürmer und andere Bodenlebewesen existieren -, sondern auch der pH-Wert des menschlichen Organismus verschiebt sich in den sauren Bereich. Azidose oder Übersäuerung ist zu einer Volkskrankheit geworden. Kaum jemand ist im Säure-Basen-Gleichgewicht. „Säurekrankheiten“ wie Diabetes, Gicht, Rheuma und Krebs greifen um sich. Der Mensch reagiert nicht nur körperlich sauer, sondern bei einem bestimmten Säurewert auch psychisch sauer: er ist leicht gereizt, ungeduldig, aggressiv und unfreundlich. Ernährungswissenschaftler wie Dr. Paul Bragg oder Dr. Paavo Airola bezeichnen die Azidose als Hauptursache für Krankheiten jeder Art. Ein geregelter Stoffwechsel ist von einem Säure-Basen-Gleichgewicht abhängig. Therapien stoßen an ihre Grenzen, wenn nicht gleichzeitig für Harmonie im Säure-Basen-Haushalt gesorgt wird.

Was sind die Ursachen dieser Entwicklung, der Naturheilpraktiker und Ärzte versuchen, Einhalt zu gebieten? Die Hauptursache liegt in unserer säurebetonten Ernährung. Ragnar Berg, ein norwegischer Biochemiker, hatte bereits 1913 in einem Ernährungsbuch für Schwangere empfohlen, daß Gesunde viermal so viele basenbildende wie säurebildende Nahrungsmittel essen sollten, Kranke sogar siebenmal so viel. Unsere moderne Zivilisationskost steht in einem umgekehrten Verhältnis: der Hauptanteil unserer Ernährung beseht aus Säurebildnern wie Fleisch, Junk- und Fast Food, Weißmehl, pasteurisierten Säften, kohlensäurehaltigen Softdrinks, Zucker, Kaffee, Schwarztee, Brot und Alkohol, und nur etwa 20 Prozent, wenn überhaupt, aus Basenbildnern wie Obst, Gemüse, Kräutern, Kartoffeln und Mineralwasser. Professor Dr. David Schweitzer schätzt in seinem Buch „Nie wieder sauer“ (Herbig), dass etwa 90 Prozent der Bundesdeutschen übersäuert sind.

Außer der säureüberschüssigen Ernährung tragen auch Stress, wenig Schlaf, mangelnde Entspannungsmöglichkeiten und zu wenig Bewegung zur weit verbreiteten Azidose bei. Ein Säure-Basen-Gleichgewicht findet man heute fast nur noch bei gestillten Säuglingen – die Muttermilch ist basisch, pasteurisierte Kuhmilch säurebildend -, bei einigen Rohköstlern und bei Naturvölkern.

Eine schleichende oder latente Azidose zeigt sich zum Beispiel in Form von Allergien, Mundgeruch, Schwindelgefühlen, belegter Zunge, Cellulitis, Hautproblemen wie Mitessern und Pickeln, Candida-Befall, Verstopfung oder Ringen unter den Augen und häufigem Gähnen. Durch Übersäuerung werden vermehrt Freie Radikale gebildet, die Tätigkeit von Enzymen eingeschränkt, und die Vitalstoffe in der Nahrung werden nicht ausreichend verwertet. Die Neigung zu Infektionen steigt, da unser Immunsystem geschwächt ist, und wir neigen zu Kopfschmerzen und Migräneanfällen.

Wie kann man feststellen, ob man übersäuert ist? In jeder Apotheke gibt es preiswert Teststreifen zu kaufen, mit denen man den Säuregehalt seines Urins messen kann. Der pH-Wert des Morgenurins eines Gesunden liegt zwischen 7,0 und 7,4. Je niedriger der pH-Wert ist, desto saurer ist der Urin.

Wer übersäuert ist, sollte seine Ernährung umstellen und viel pflanzliche Frischkost wie Obst und Salate essen und Säurebildner wie Kaffee, Fisch und Fleisch meiden. Besonders basenreich sind tropische Früchte wie Ananas, Papaya und Feigen, außerdem Oliven, Wildkräuter, Algen, Gersten- und Weizengras sowie Sprossen und Keime. Saunagänge und sportliche Betätigungen wie Joggen oder Skilanglauf sind nützlich, weil über den Schweiß und beim Sport durch das intensive Ausatmen Säuren ausgeschieden werden.

Auch tief greifende Bindegewebsmassagen, Azidose-Behandlungen nach Dr. Collier, helfen, Säuren abzubauen, weil der Körper überschüssige Säuren im Bindegewebe speichert. Es gibt in ganz Deutschland Raum Menschen, die als Azidose-Therapeuten nach Dr. Renate Collier ausgebildet worden sind und solche Massagen durchführen.

Der Betroffene sollte unbedingt genug Ruhe und Schlaf finden und eine Technik wie das authentische Reiki, Meditation oder autogenes Training erlernen, um effektiv entsäuern und besser mit Stresssituationen umgehen zu können. Ich habe den pH-Wert des Urins von Menschen vor und nach Reiki-Behandlungen untersucht. Das Erstaunliche: der pH-Wert hatte sich danach meist um einen ganzen Wert auf der Säureskala mehr ins Basische verschoben! Auch eine Darmreinigung bzw. Fastenkur ist bei einer Azidose sehr nützlich. Der Erfolg einer solchen "Therapie": Schlafstörungen und Nervosität verschwinden, die Konzentration steigt, man ist seelisch ausgeglichener und optimistischer, und eine oft lange vermisste Lebensfreude und Fröhlichkeit stellt sich von selbst wieder ein.

Und: Wir entziehen vielen Krankheiten und Beschwerden den „sauren Boden“, auf dem sie gedeihen. Unser „Konto“ ist nicht mehr „in den roten Zahlen“, sondern ausgeglichen im Säure-Basen-Gleichgewicht.